1965. Nachdem sie ihre achtmonatige Tochter im Park der Villa Borghese aussetzen, begehen ein Mann und eine Frau eine extreme Tat. Das Mädchen war Maria Grazia Calandrone. Fünfzig Jahre später macht sie sich auf herauszufinden, was wirklich mit ihren Eltern geschehen ist. Wie ein Detektiv rekonstruiert Calandrone die Bewegungen von Lucia und Giuseppe, kehrt an die Orte zurück, an denen ihre Mutter gelebt, gelitten, gearbeitet und geliebt hat. Dadurch sieht sie das Leben ihrer Mutter in einem neuen Licht.
Nach Splendi come vita, in dem die Autorin ihr schwieriges Verhältnis mit der Adoptivmutter bearbeitet, ist Dove non mi hai portata ein intimes und öffentliches Buch zugleich, ungemein bewegend und scharf. Durch die Rekonstruktion des elterlichen Schicksals mithilfe von damaligen Zeitungsartikeln hält Calandrone das Bild eines Italiens fest, das des Krieges, aber nicht der engen Regeln müde war. Ein Land, das eine starke und lebhafte Frau dazu treibt, sich verloren und ohne Ausweg zu fühlen, bis sie ihre Liebe mit dem Leben bezahlt.
Nominiert für den Premio Strega 2023
Moderation: Viktoria von Schirach
Eintritt 10,- €
Foto (C) Barbara Ledda