Gibt es etwas Unzeitgemäßer als ein Roman in Versform? Ob Vergangenheit oder Gegenwart, ob Migranten oder Doktoranden, unsere Autoren versuchen mit ihren Romanen in Versform, die historische und gesellschaftliche Realität festzuhalten.
„Fabiano Alborghetti erzählt auf völlig neue Art und Weise die Erlebnisse einer italienischen Familie, die in der ersten Hälfte der 50er-Jahre ins Tessin immigriert. Die Neuartigkeit der Erzählung ist vor allem ihrer Form zu verdanken. Der Roman Maiser rekonstruiert die historische und gesellschaftliche Realität sehr genau und lässt gleichzeitig die illustre Tradition der Verserzählung wiederaufleben. Die modernen Heldenfiguren bei Alborghetti sind selbstverständlich nicht mehr die herausragenden Persönlichkeiten der Versepen aus vergangenen Zeiten, sondern die gewöhnlichen Leute.“ (Begründung des Schweizer Literaturpreises 2018)
Mit Maiser gewann Fabiano Alborghetti den Schweizer Literaturpreis 2018. Die deutsche Ausgabe erscheint bei Limmat Verlag im Herbst 2019.
Francesco Targhetta, Per questo veniamo bene nelle fotografie, Mondadori (Deswegen schauen wir auf Fotos gut aus)
Zwischen billigem Prosecco und existenziellem Tatendrang teilen die minimalistische Helden von Targhetta – Studenten, Callcenter-Mitarbeiter, frisch gebackene Manager von multinationalen Unternehmen, alle Mitbewohner einer WG in einem sozialkritischen Stadtteil Paduas – das Gefühl, dass die Zeit ‚woanders spielt‘, während sie nicht vom Fleck kommen.
Targhetta erzählt in seinen freien und bildreichen Versen eine realitätsnahe Geschichte, in der jeder sich erkennen und über sich selbst schmunzeln kann.
Le vite potenziali (Lebensentwürfe) ist sein erster Roman in Prosa. Er kreist wieder um drei jungen Männer – Alberto, Gründer von Albecom, Informatikunternehmen in Marghera, Luciano, sein Schulfreund und Programmierer, Giorgio, der Kundenwerber/Verkäufer -, und deren unterschiedlichen und sich ergänzenden Wege, um in der heutigen Gesellschaft zu überleben. Zwischen Provinzleben in Veneto und Jetten durch halb Europa baut sich ein Gewirr von Geheimnissen und Verrat auf, der die drei am Ende zu schwierigen, schmerzenden Entscheidungen führen wird. Le vite potenziali (Mondadori 2018) war auf der Shortlist des Premio Selezione Campiello 2018, und gewann den Premio Berto 2018.
Fabiano Alborghetti, geboren 1970 in Mailand, lebt und arbeitet im Tessin. Er ist Dichter, schreibt für Literaturzeitschriften und ist als Fotograf tätig. Zudem verbreitet er Poesie über verschiedene Kanäle, wie z.B. über Radio, und lanciert Poesieprojekte an Schulen, in Gefängnissen und Krankenhäusern. Er setzt sich auch für die Übersetzung italienischsprachiger Autoren der Schweiz in andere Sprachen ein.
Francesco Targhetta, Jg. 1980, lebt in Treviso, wo er italienische Literatur am Gymnasium unterrichtet. Nach dem Doktortitel in Italianistik, wirkte er an eine Anthologie symbolistischer Dichtung mit. 2009 veröffentlichte er den Gedichtband Fiaschi (ExCogita), 2012 den Versroman Perciò veniamo bene nelle fotografie, (Isbn, Mondadori 2019), 2018 Le vite potenziali, seinen ersten Roman in Prosa.
Moderation: Daniel Graziadei, LMU
Gespräch in ital/deutscher Sprache
In Zusammenarbeit mit Lyrik Kabinett
Mit Unterstützung von ProHelvetia Schweizer Kulturstiftung
Eintritt 8,- €
Foto Alborghetti (c) Lukas Maeder