Mappe / Landschaftsbilder
Vom Friaul bis nach Sizilien, von der Provinz bis in die Großstadt, von der Poebene mit ihrem metaphysischen Gemisch aus Nebel und Kultur, bis auf eine tyrrhenische Insel, die „eine Sommer- und eine Winterseite wie eine Matratze“ hat – mit den AutorInnen und ihren ProtagonistInnen begeben wir uns auf die Reise, um die geografischen, sentimentalen und kulturellen Landschaften zu erkunden, die jeder von ihnen – und von uns – in sich trägt. Denn die Orte, in denen wir geboren oder aufgewachsen sind oder gelebt haben, hinterlassen tiefe Spuren in uns. Sie beeinflussen das Verhalten der Menschen sowie ihre Lebensbedingungen, auch über Generationen hinweg. Sie wecken für manch einen den Wunsch zu gehen, sogar ins Ausland, oder bekräftigen manch anderen zu bleiben.
In unserer emotionalen Kartographierung gehen wir den Wunden nach, die Familienbeziehungen und im Allgemeinen die Beziehungen zu früheren Generationen uns an Erbe hinterlassen haben. Wir reflektieren über die doppelte Identität derjenigen, die im Ausland leben, und darüber, was es bedeutet, einen Ort aufzugeben und sich an einem anderen neu zu erfinden. Das Gefühl, immer fremd zu sein, findet auch in der Beziehung zur Sprache Ausdruck.
Sprache ist Kulturvermittlung, und beim Übersetzen erweist sich dies manchmal als wahre intellektuelle Herausforderung. Inwieweit die Sprache aber auch Stereotype vermittelt, lässt sich anhand der aktuellen Debatte um weibliche Berufsbezeichnungen und die Veränderungen der italienischen Sprache in den letzten Jahrzehnten unter dem Einfluss der Sozialen Medien verdeutlichen.
Angesicht der aktuellen epochalen Veränderungen, werden wir uns mit dem wachsenden Misstrauen gegenüber den ‚Experten‘ beschäftigen, die Kompetenz innehaben oder innehaben sollten, und ob in der heutigen Gesellschaft Risiken tatsächlich auf ein Minimum reduziert werden können.
Nach der Zukunft des Dokumentarfilms gefragt, antwortete Werner Herzog 1997: „Ganz egal über welche Kanäle wir die Menschen in Zukunft mit unseren Filmen erreichen, es wird immer darum gehen, ihnen zu zeigen, dass sie nicht allein sind.“*
* Der letzte Dokumentarfilm, von Daniel Sponsel & Jan Sebening
Freitag, 11.6.2021
18.00 Uhr Clauda Durastanti, La straniera, La nave di Teseo 2018 / Die Fremde, Zsolnay 2021
Moderation: Elisabetta Cavani
Übersetzung: Martina Kiderle
20.00 Uhr Raffaele Alberto Ventura, Radical choc, Einaudi 2020
Moderation: Paolo Gervasi
Übersetzung: Martina Kiderle
Samstag, 12.6.2021
11.00 Uhr – Italienische Renaissance und deutsche Romantik: Übersetzen als intellektuelle Herausforderung. Gespräch mit Victoria Lorini und Luigi Reitani
18.00 Uhr Cristina Cassar Scalia Sabbia nera, Einaudi / Schwarzer Sand, Limes 2021 Moderation: Cecilia Mussini
20.00 Uhr Marco Belpoliti, Pianura, Einaudi 2021
Moderation: Francesco Ziosi
Übersetzung: Martina Kiderle
Sonntag, 13.6.2021
11.00 Uhr Vera Gheno, Sociallinguistica / Femminili singolari
Moderation: Carolina Pini
16.00 Uhr Anna Pavignano, In bilico sul mare, e/o 2009 / Ohne Halt ins Blaue, nonsoloverlag 2021 Moderation: Francesca Polistina
18.00 Uhr Giorgio Fontana Prima di noi, Sellerio 2020
Moderation: Davide Schenetti