Programm 2021

Mappe / Landschaftsbilder

Vom Friaul bis nach Sizilien, von der Provinz bis in die Großstadt, von der Poebene mit ihrem metaphysischen Gemisch aus Nebel und Kultur, bis auf eine tyrrhenische Insel, die „eine Sommer- und eine Winterseite wie eine Matratze“ hat – mit den AutorInnen und ihren ProtagonistInnen begeben wir uns auf die Reise, um die geografischen, sentimentalen und kulturellen Landschaften zu erkunden, die jeder von ihnen – und von uns – in sich trägt. Denn die Orte, in denen wir geboren oder aufgewachsen sind oder gelebt haben, hinterlassen tiefe Spuren in uns. Sie beeinflussen das Verhalten der Menschen sowie ihre Lebensbedingungen, auch über Generationen hinweg. Sie wecken für manch einen den Wunsch zu gehen, sogar ins Ausland, oder bekräftigen manch anderen zu bleiben.

In unserer emotionalen Kartographierung gehen wir den Wunden nach, die Familienbeziehungen und im Allgemeinen die Beziehungen zu früheren Generationen uns an Erbe hinterlassen haben. Wir reflektieren über die doppelte Identität derjenigen, die im Ausland leben, und darüber, was es bedeutet, einen Ort aufzugeben und sich an einem anderen neu zu erfinden. Das Gefühl, immer fremd zu sein, findet auch in der Beziehung zur Sprache Ausdruck.
Nicht zuletzt führt unsere Reise durch Italiens Geschichte und durch die Veränderungen sowohl in der Gesellschaft als auch in der Familie.

Angesicht der aktuellen epochalen Veränderungen, werden wir uns auch mit dem wachsenden Misstrauen gegenüber den ‚Experten‘ beschäftigen, die Kompetenz innehaben oder innehaben sollten, und ob in der heutigen Gesellschaft Risiken tatsächlich auf ein Minimum reduziert werden können.

Sprache ist Kulturvermittlung, und beim Übersetzen erweist sich dies manchmal als wahre intellektuelle Herausforderung. Inwieweit die Sprache aber auch Stereotype vermittelt, lässt sich anhand der aktuellen Debatte um weibliche Berufsbezeichnungen verdeutlichen. Und die Nutzung der Sozialen Medien beeinflusste und veränderte die italienische Sprache in den letzten Jahrzehnten.

Nach der Zukunft des Dokumentarfilms gefragt, antwortete Werner Herzog 1997: „Ganz egal über welche Kanäle wir die Menschen in Zukunft mit unseren Filmen erreichen, es wird immer darum gehen, ihnen zu zeigen, dass sie nicht allein sind.“*
Uns scheint, dies gilt mehr denn je heute auch für die Kraft der Bücher und der Literatur.

(*Der letzte Dokumentarfilm, von Daniel Sponsel & Jan Sebening)

Bild: Veduta d’Italia, di F.Corbetta, 1853, particolare, cc-by-2.0 Bildbearbeitung Ester Ziegler

 

Freitag, 11. Juni
16.00 Uhr Marco Belpoliti, Pianura, Einaudi 2021
Moderation: Francesco Ziosi
Übersetzung: Martina Kiderle

18.00 Uhr Clauda Durastanti, La straniera, La nave di Teseo 2018 / Die Fremde, Zsolnay 2021
Moderation: Elisabetta Cavani
Übersetzung: Martina Kiderle

20.00 Uhr Raffaele Alberto Ventura, Radical choc, Einaudi 2020
Moderation: Paolo Gervasi
Übersetzung: Martina Kiderle

Samstag, 12. Juni
11.00 Uhr – Italienische Renaissance und deutsche Romantik: Übersetzen als intellektuelle Herausforderung. Gespräch mit Victoria Lorini und Luigi Reitani
Moderation: Francesco Ziosi

18.00 Uhr Cristina Cassar Scalia, Sabbia nera, Einaudi 2018 / Schwarzer Sand, Limes 2021
Moderation: Cecilia Mussini

20.00 Uhr Giorgio Fontana, Prima di noi, Sellerio 2020
Moderation: Davide Schenetti
Übersetzung: Martina Kiderle

Sonntag, 13. Juni
11.00 Uhr Vera Gheno im Gespräch
Moderation: Carolina Pini

16.00 Uhr Anna Pavignano, In bilico sul mare, e/o 2009 / Ohne Halt ins Blaue, nonsoloverlag 2021
Moderation: Francesca Polistina

18.00 Uhr – Roberto Camurri, Il nome della madre, NNE 2020 / Der Name seiner Mutter, Kunstmann 2021
Moderation: Filippo Taddia

Die Gespräche finden auf Zoom (mit Simultanübersetzung auf Deutsch) und Facebook ILfest München bzw Italienisches Kulturinstitut statt.
Sie können sich für die Zoom-Übertragung auf der Website vom Italienischen Kulturinstitut München bis zum 10.Juni anmelden. Wenn Sie sich dort bei den einzelnen Veranstaltungen anmelden (Grüne Taste: „Prenota ora / Melden Sie sich gleich an“), erhalten Sie den Link zur Veranstaltung via Zoom per E-mail kurz vor Beginn der jeweiligen Veranstaltung.  Anmeldefrist: 10.06.2021